Die Digitalisierung in der kommunalen Abfallwirtschaft und Stadtreinigung hat viele Facetten. In manchen Bereichen gibt es beachtliche Fortschritte, während sich andere noch in der Entwicklung befinden. Im Folgenden einige Schlaglichter von Yvonne Krause, Referentin Stadtsauberkeit und Digitalisierung beim Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU).
Im Rahmen des digitalen Wandels beschäftigen sich kommunale Entsorger und Stadtreiniger schon seit einiger Zeit mit Themen wie Robotik, Sensorik, Künstlicher Intelligenz (KI), Automatisierung und Nutzerschnittstellen. Zu den schon vielerorts eingesetzten oder zumindest erprobten smarten Lösungen zählt die digitale Füllstandsmessung. Dabei sollen Sensoren in Abfallcontainern und -behältern dabei helfen, die Leerungsrouten zu optimieren und dynamischer zu gestalten, also je nach Füllstand der Behälter. Darüber hinaus können auch Bürgerinnen und Bürger per Smartphone-App volle Behälter und verunreinigte Standplätze melden. Die technischen Komponenten dabei funktionieren heute schon sehr gut. Das größte Optimierungspotenzial liegt in der Gesamt-Infrastruktur, das heißt im smarten Zusammenspiel zwischen Sensornetzwerken, KI und vernetzter Information. Letztlich muss sich noch zeigen, ob digitale Füllstandsmessung zukünftig den Logistikaufwand bei einem zuverlässig hohen Maß an Stadtsauberkeit minimieren kann. Dynamisches Routing bietet zwar eine vorausschauende Analytik, aber führt sie auch zu einer Senkung der Betriebskosten?
Digitale Assistenten, die KI-basiert verbale Interaktionen ermöglichen, sind ein weiteres Beispiel für den bevorstehenden digitalen Wandel innerhalb der Branche. Reibungslose Gespräche zwischen Mensch und Maschine sind schon heute möglich. Sie führen zu einem dialogorientierten Self-Service, der die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger umgehend und tageszeitunabhängig lösen kann. Dabei werden Chatbots und Sprachassistenten immer intelligenter und populärer. Vor allem jüngere Anwenderinnen und Anwender nutzen bereits heute immer wieder digitale Helfer und sind offen für neue Technologien. Somit sind Sprachassistenten zukunftsweisende Lösungen, bei denen aktuelle Technologietrends und Kundenbedürfnisse zur Deckung kommen.
Kleinteiliger Müll, wie zum Beispiel Zigarettenkippen, Kronkorken und Glasscherben, stellt häufig eine große Herausforderung dar – speziell auf den Flächen, auf denen Kehrmaschinen nicht eingesetzt werden können, wie Rasen-, Kies- oder Pflasterflächen. Autonome Reinigungsmaschinen sind bereits heute im Testbetrieb in der Lage, diese Objekte gezielt zu identifizieren und zu entfernen. Dabei wird eine Bilderkennung mittels KI genutzt, die auch die sichere Navigation der Maschine ermöglicht. So kann sie selbstständig auf einer Zielfläche fahren und diese reinigen.
In verschiedenen Kommunen laufen zudem Tests für den potenziellen Einsatz autonomer Kehrmaschinen im Straßenverkehr. Dabei zeigt sich, dass Routing und Sensorik schon sehr gut funktionieren. Die Qualität der Reinigungsleistung ist allerdings noch ausbaufähig. Hier muss der Prozess durch Trainieren der KI weiter optimiert werden. Der reguläre Einsatz einer autonomen Kehrmaschine im Straßenverkehr ist zudem derzeit auch aus rechtlichen Gründen noch nicht möglich.
Die Digitalisierung der Umweltbranche in all ihrer Breite gehört auch zu den Kernthemen der IFAT Munich 2022. Beispielsweise wird der VKU auf der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft eine Lösungstour unter dem Titel „Digitalisierung in der Abfallwirtschaft“ anbieten.
Yvonne Krause ist Referentin der Sparte Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit beim VKU e.V. In dieser Funktion ist sie unter anderem verantwortlich für die spartenspezifische Begleitung der digitalen Transformation. Dabei geht es vor allem um die Identifizierung von langfristigen Trends und neuen digitalen Geschäftsmodellen.