Im Vorblick auf die diesjährige Ausgabe der Umwelttechnologie-Messe IFAT Munich erschien Ende Januar 2024 der „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft“. Die Publikation des Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos AG porträtiert umfassend die aktuellen Leistungen, Rahmenbedingungen und künftigen Herausforderungen Kreislaufwirtschaft in Deutschland.
Über 200 Seiten geballte Information – auch in seiner dritten Auflage ist der „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft“ wieder ein umfassendes Werk für Politik, Wirtschaft und die interessierte Fachöffentlichkeit. Erarbeitet wurde es von der Prognos AG. Neben öffentlich zugänglichen Statistiken und Studien stützte sich das bekannte Analyse- und Beratungsunternehmen dabei auf das Wissen von Insidern aus zahlreichen Verbänden und Vereinen sowie aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Wie schon bei den Ausgaben von 2018 und 2020 ist der Anlass der Branchenschau die IFAT Munich. Die Weltleitmesse für Umwelttechnologien findet vom 13. bis 17. Mai 2024 auf dem Münchner Messegelände statt. „Die Kreislaufwirtschaft ist eines der zentralen Themen der IFAT“, betont Stefan Rummel. Der Geschäftsführer der Messe München fährt fort: „Der Statusbericht liefert eine hervorragende Grundlage zur Diskussion der politischen und fachlichen Themen der Kreislaufwirtschaft in Deutschland – sei es auf den Ständen, unseren Podien oder bei den entsprechenden Veranstaltungen unseres Rahmenprogramms.“
Im Folgenden einige beispielhafte Schlaglichter auf die Inhalte der Publikation.
Der Statusbericht macht deutlich, dass politisch gesehen die Kreislaufwirtschaft in Deutschland zunehmend von europäischen Rechtsvorschriften geprägt wird. Beispielsweise beschloss die EU im April 2023 den „Critical Raw Material Act“ (CRMA). Die Vorgabe definiert eine Liste von Elementen – vorwiegend Metalle und Seltene Erden – als kritische Rohstoffe für die weitere Entwicklung der Europäischen Union. Daraus ergibt sich nicht zuletzt die komplexe Herausforderung für alle Akteure der Kreislaufwirtschaft, das Recycling stärker auf diese Stoffe abzustellen.
Aber auch die Anforderungen an den Wiedereinsatz von „etablierten“ Recyclingrohstoffen steigen. Zum Beispiel schlägt die EU-Kommission im Ende November 2022 vorgelegten Entwurf der neuen EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle vor, den bisherigen Rezyklatanteil von 30 % bei Einweggetränkeflaschen bis 2040 auf 65 % zu erhöhen.
Auf Bundesebene wird aktuell an einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie gearbeitet. Letztlich sollen dabei Ziele, Prinzipien und strategische Maßnahmen festlegt werden, um die im Koalitionsvertrag anvisierte Senkung des primären Rohstoffverbrauchs zu erreichen.
Die neue Publikation beleuchtet auch ausführlich die ökonomischen Rahmenbedingungen der Branche. Hoch dynamisch entwickelt sich zum Beispiel der Welthandel mit Technik für die Abfallwirtschaft. Der Wert der hier weltweit exportierten Güter legte von knapp 29 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010 auf fast 50 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 zu. Nach wie vor genießt deutsche Technik in diesem Markt einen international exzellenten Ruf. Allerdings stehen hiesige Unternehmen unter starkem Wettbewerbsdruck. In den letzten zehn Jahren büßte Deutschland drei Prozent Weltmarktanteil ein, er lag im Jahr 2021 bei nur noch 12 %.
Der Statusbericht zeigt an vielen Stellen auch auf, vor welchen aktuellen und zukünftigen Herausforderungen die Kreislaufwirtschaft in Deutschland steht. Hier einige Beispiele.
Arbeitsmarkt: Der allgemeine Fach- und Führungskräftemangel in Deutschland wird insbesondere die Kreislaufwirtschaft in den kommenden Jahren überproportional treffen, da viele Berufseinsteigerinnen und -einsteiger der 1980er Jahre, als die Kreislaufwirtschaft der heutigen Form aufgebaut wurde, in den kommenden Jahren den Arbeitsmarkt altersbedingt verlassen werden.
Innovationsführerschaft: Die in den 1990er Jahren grundgelegte deutsche Innovationsführerschaft im Anlagen- und Maschinenbau konnte nicht in Gänze aufrechterhalten werden. Jetzt ist festzustellen, dass der Anteil der weltweit vergebenen Patente für Technologien in der Kreislaufwirtschaft ausgerechnet in den Hauptexportländern für deutsche Produkte und Sekundärrohstoffe steigt. Daher müssen weiterhin nationale Anstrengungen im Bereich von Forschung und Entwicklung unternommen werden, um auf den internationalen Märkten bestehen zu können.
Effizienzsteigerung: Der erfolgreiche Weg zu einer perspektivisch funktionierenden Circular Economy kann nur über Optimierungen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette führen – beginnend beim Produktdesign, über die Produktion und die Nutzung bis zum Recyclingprozess. Dies impliziert neben technischen, regulatorischen und organisatorischen Maßnahmen auch die Notwendigkeit, Verhaltensweisen zu ändern. Zentrale Stichwort sind in diesem Zusammenhang unter anderem Design for Recycling, Recyclinglabels, digitale Produktpässe und Wasserzeichen, chemische Tracker, Building Information Modeling sowie Quoten- und Monitoringlösungen.
Stadtreinigung: Die Zunahme der Außengastronomie, von Grillpartys auf Grünflächen und Public-Viewing-Veranstaltungen sowie des To-Go-Konsums führt zu mehr Streumüll (Littering) und wilden Müllablagerungen im öffentlichen Raum. Ansätze, diesen Problemen in der Stadtreinigung zu begegnen, sind beispielsweise angepasste Arbeitszeitmodelle, eine bedarfsorientierte Reinigung sowie Präventions- und Repessionsmaßnahmen.
Der Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024 wurde von insgesamt 15 Verbänden, Vereinen und Unternehmen initiiert und inhaltlich begleitet:
Außerdem wurden die Prognos AG und die INFA GmbH bei der Erstellung der Publikation von dem renommierten deutschen Ingenieurwissenschaftler Prof. Martin Faulstich beraten.
Der gesamte Statusbericht kann hier abgerufen werden: statusbericht-kreislaufwirtschaft.de