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Schwammstadt-Konzepte: Die Zukunft der wasserbewussten Stadtentwicklung

Die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels gehören zu den Leitthemen der IFAT Munich 2024. Beim Stichwort „klimaresiliente Kommunen“ gilt die Schwammstadt als ein in vielen Ländern verfolgtes Ideal.

Der Weltklimarat prognostiziert, dass Extremwetterereignisse wie Überflutungen, Dürren, Hitzeperioden und Stürme aufgrund des Klimawandels häufiger auftreten und schwerwiegender werden. Besonders verletzlich zeigen sich dabei Städte und Gemeinden durch ihre hohe Konzentration von Menschen, Wertschöpfung und Infrastrukturen. Kommunen weltweit sind daher gefordert, sich gegen die Folgen des Klimawandels zu rüsten.

Schwammstädte: Technisch machbar und lebenswerter

Der bewusste Umgang mit Wasser spielt eine zentrale Rolle. „Eine wasserbewusste Stadt, auch als Schwammstadt bezeichnet, ist nicht nur technisch realisierbar, sondern auch ökonomisch sinnvoll und steigert die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner“, betont Prof. Dr. Uli Paetzel, der Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA).

Hinter dem Begriff steht die stadtplanerische Idee, möglichst viel Regenwasser in urbanen Grünzonen, Feuchtgebieten, Wasser- und Überflutungsflächen zurückzuhalten, anstatt es sofort und direkt in Kanäle und Vorfluter zu leiten. Dafür müssen versiegelte Gebiete entsiegelt und bei Bauprojekten entsprechende Freiflächen eingeplant werden. „Da Freiflächen in Städten rar sind, sollten sie möglichst multifunktional genutzt werden. Ein Spielplatz kann zum Beispiel so angelegt werden, dass er bei Starkregen als Sammelbecken für das Wasser dient“, erläutert Paetzel.

Im Idealfall ermöglichen diese Maßnahmen nicht nur die Abmilderung von Unwetterfolgen, sondern auch die Speicherung von Regenwasser für trockene Perioden. Mit diesememWasser lassen sich Bäume und Grünflächen am Leben erhalten, die zusammen mit begrünten Dächern und Fassaden zur Kühlung und Luftverbesserung der Stadt beitragen.

Viele Beispiele für Schwammstädte, aber noch kein flächendeckender Trend

Seit den Vorreiter-Projekten in China vor etwa zehn Jahren haben weltweit viele Städte Konzepte der wassergerechten Stadt umgesetzt, darunter Singapur, Kopenhagen, Wien und Rotterdam, aber auch Hamburg, Berlin, München, Münster, Ludwigsburg und Leipzig. Von einem flächendeckenden, etablierten Trend kann nach Auffassung der DWA jedoch noch nicht gesprochen werden. „Ich bin zuversichtlich, dass die vielen Vorteile der Schwammstadt-Prinzipien von Kommunen, Stadtplanerinnen und Stadtplanern sowie Architektinnen und Architektinnen erkannt und die bisherigen Leuchtturmprojekte als Vorbilder herangezogen werden“, sagt Paetzel.

Der Transformationsprozess erfordert Zeit und Unterstützung von allen Beteiligten. „Unser Ziel muss es sein, die vielen persönlichen, finanziellen, institutionellen, fachlichen und rechtlichen Hindernisse möglichst aufzulösen, um die Entwicklung voranzutreiben“, so der DWA-Präsident. Lösungsansätze bestünden unter anderem in einer besseren Information und Vernetzung der Stakeholder sowie in Anpassungen bei Gesetzen und technischen Regelwerken.

Schwammregion und Circular Water City

Neben der Etablierung wassersensibler Städte gibt es Ideen, Visionen und Projekte, die über diesen Ansatz hinausgehen. Das Konzept der Schwammregion erweitert die Idee der Schwammstadt räumlich, damit auch im ländlichen Umland zukunftsgerichtete Lösungen für hydrologische Extremsituationen gefunden werden. Das Weltwirtschaftsforum brachte die „Circular Water City“ ins Spiel. Diese Vision kombiniert die Prinzipien der Schwammstadt mit einer umfassenden Kreislaufführung und Mehrfachnutzung von Regen- und Abwasser sowie einer Rückgewinnung der in Abwässern enthaltenen Energie und Nährstoffe.

Mehr über wasserbewusste Kommunen auf der IFAT Munich

Um wasserbewusste Kommunen zu verwirklichen, sind vielfältige etablierte wie innovative Produkte und Lösungen der internationalen Umwelttechnologiebranche erforderlich.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Regenwasserspeicher aus unterschiedlichen Materialien,
  • Rigolen,
  • Pumpen,
  • Filter,
  • wasserdurchlässige Bodenbefestigungssysteme,
  • Programme zur Dimensionierung von Versickerungsanlagen,
  • Lösungen zum Grauwasser-Recycling und
  • Kleinkläranlagen.

Eine weitgreifende Übersicht des entsprechenden Angebots liefert traditionsgemäß die IFAT Munich. Die nächste Ausgabe der Weltleitmesse der Umwelttechnologiebranche findet vom 13. bis 17. Mai 2024 auf dem Münchener Messegelände statt. Im umfangreichen Rahmenprogramm am 16. Mai werden Themen zur wasserbewussten Stadtentwicklung in Vorträgen und Diskussionen ausführlich behandelt.