Der Critical Raw Materials Act soll helfen, in der EU eine sichere Versorgung mit wichtigen Rohstoffen zu gewährleisten. Dazu soll auch die Kreislauffähigkeit gefördert werden.
Am 23. Mai dieses Jahres trat der Critical Raw Materials Act (CRMA) in Kraft. Die Verordnung der Europäischen Union soll die Versorgungssicherheit der EU mit kritischen Rohstoffen verbessern. Diese sind für viele Schlüsselindustrien – wie zum Beispiel die Herstellung von Batterien, die Erneuerbare-Energien-Branche, die Elektronik oder die Automobilproduktion – unverzichtbar. Als „kritisch“ definiert der CRMA 34 Rohstoffe, die eine große wirtschaftliche Bedeutung und ein hohes Versorgungsrisiko aufweisen. Hinzu kommt eine Liste von 17 „strategischen“ Rohstoffen, bei denen es sich um kritische Rohstoffe handelt, die für den grünen und den digitalen Wandel, die Luft- und Raumfahrt oder die Verteidigung besonders wichtig sind.
Neben Zielen für die Förderung und Verarbeitung von primären Rohstoffen gehört zu den Hauptpfeilern der Verordnung auch eine Optimierung der Kreislaufwirtschaft. So soll bis zum Jahr 2030 ein Viertel des strategischen Rohstoffverbrauchs durch inländische Recyclingkapazitäten gedeckt werden. Hierbei handelt es sich jedoch um einen nicht verbindlichen Richtwert – und nicht um eine verpflichtend einzuhaltende Quote. Viele Branchenkenner, wie zum Beispiel der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V. (BDE), bewerten dieses Ziel als höchst ambitioniert.
Um die dafür benötigten Anlagen schnell zu errichten, sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt und vereinfacht sowie der Zugang zu Finanzmitteln erleichtert werden. Anlagen, die kritische Rohstoffe im Sinne des CRMA aufbereiten oder zurückgewinnen, sollen künftig innerhalb von 15 Monaten genehmigt werden. In Ausnahmefällen kann eine Verlängerungsfrist von drei Monaten hinzukommen. Die Aurubis AG, Europas größter Kupferrecycler, lobt die angekündigte Verfahrensverkürzung. „Wir bauen kontinuierlich unsere Recyclingtechnologien und -kapazitäten aus. Aktuell investieren wir hierzu weltweit rund eine Milliarde Euro“, berichtet Thomas Engels. Laut dem Repräsentanten für Corporate Sustainability and External Affairs bei Aurubis waren die Genehmigungsverfahren bisher viel zu langwierig und kompliziert. „Deshalb finden wir es sehr positiv, dass die EU im CRMA den Mitgliedsstaaten vorschreibt, jeweils eine zentrale Anlaufstelle für den Zulassungsprozess zu schaffen. Wir sind gespannt, wie diese Vorgabe praxisnah umgesetzt werden wird“, so Engels.
Jeder Träger eines strategischen Projekts kann sich bei der Kommission um eine entsprechende Anerkennung seines Vorhabens bewerben. Die erste Einreichungsphase endete am 22. August 2024. Der nächste Stichtag soll im ersten Quartal 2025 liegen.
Wie Aurubis sieht auch der BDE in der neuen europäischen Rohstoffverordnung grundsätzlich einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft. „Wir begrüßen zum Beispiel, dass die Mitgliedstaaten verpflichtet werden, nationale Programme aufzulegen, die Maßnahmen für einen verstärkten Einsatz kritischer Recyclingrohstoffe beinhalten“, kommentiert BDE-Präsidentin Anja Siegesmund. Dazu zählen nach ihren Worten die Berücksichtigung des Rezyklatanteils bei den Vergabekriterien öffentlicher Aufträge sowie finanzielle Anreize für die Verwendung kritischer Sekundärrohstoffe.
Der CRMA zielt unter anderem auf den Verwertungsanteil von Dauermagneten aus verschiedenen Anwendungen wie Windenergie-Generatoren oder Elektromotoren ab. Zum einen sollten laut der EU-Kommission die enthaltenen kritischen Rohstoffe auf diesen Produkten besser sichtbar werden, damit Kunden und Recyclingunternehmen ihr Potenzial erkennen und die Materialströme entsprechend umleiten können. Zum anderen sollten künftig auch Mindestanforderungen an den Recyclinganteil solcher Produkte festgelegt werden, um die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen zu erhöhen sowie der Recyclingindustrie Sicherheit und Planbarkeit zu bieten.
Insgesamt hätte die Verordnung aus BDE-Sicht jedoch noch ambitionierter sein müssen. „Es braucht Investitionsanreize für das Recycling strategischer Rohstoffe. Für diese Projekte fehlt die Verpflichtung zum Bereitstellen von EU-Mitteln“, sagt Anja Siegesmund. Auch hätte es nach ihrer Auffassung mehr Bemühungen im Hinblick auf die Genehmigungsfristen bedurft, zumal nach dem deutschen Bundesimmissionsschutzgesetz deutlich kürzere Fristen gelten – im vereinfachten Verfahren maximal drei Monate.
Bei Aurubis ist man zudem gespannt auf die Umsetzung des CRMA-Paragraphs, der eine Risikobewertung der Lieferkette durch große Unternehmen vorsieht. „Wir nehmen ohnehin eine umfassende Risikobewertung vor. Neue bürokratische Berichtspflichten in diesem Bereich sind daher überflüssig“, unterstreicht Thomas Engels. Nach seinen Worten sieht der CRMA vor, dass die Mitgliedsstaaten Sanktionen gegen Unternehmen verhängen können, wenn diese keine Risikovorsorge treffen. „Die Frage ist, von welcher staatlichen Stelle das wie geprüft werden soll. Wir brauchen keine weitere Regulierung von verantwortungsvollem unternehmerischem Handeln, das für uns selbstverständlich ist. Eine Reduzierung der bürokratischen Pflichten würde die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft stattdessen wirklich voranbringen“, so der Branchenexperte.
Als weiteren Punkt muss der CRMA nach seinen Worten eine Antwort auf die Abwanderung von Recyclingmaterial nach Afrika und Asien geben. „Aus Gründen des Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit muss sichergestellt sein, dass dieses in Europa bleibt und hier auch verarbeitet wird“, betont Engels.
Es bleibt abzuwarten, wie die einzelnen EU-Mitgliedstaaten den CRMA umsetzen werden. Fakt ist jedenfalls, dass sie bereits zum 24. November 2026 Vorschriften über wirksame, verhältnismäßige und abschreckende Strafen für Verstöße gegen den CRMA festgelegt haben müssen.
Die folgenden Rohstoffe gelten laut dem CRMA als kritisch:
Antimon • Arsen • Bauxit/Aluminiumoxid/Aluminium • Baryt • Beryllium • Bismut • Bor • Kobalt • Kokskohle • Kupfer • Feldspat • Flussspat • Gallium • Germanium • Hafnium • Helium • Schwere seltene Erden • Leichte seltene Erden • Lithium • Magnesium • Mangan • Grafit • Nickel – Batteriequalität • Niob • Phosphatgestein • Phosphor • Metalle der Platingruppe • Scandium • Siliciummetall • Strontium • Tantal • Titanmetall • Wolfram • Vanadium
Die folgenden kritischen Rohstoffe gelten laut dem CRMA darüber hinaus als strategisch:
Bauxit/Aluminiumoxid/Aluminium • Bismut • Bor – metallurgische Qualität • Kobalt • Kupfer • Gallium • Germanium • Lithium – Batteriequalität • Magnesiummetall • Mangan – Batteriequalität • Grafit – Batteriequalität • Nickel – Batteriequalität • Metalle der Platingruppe • Seltenerdmetalle für Dauermagnete (Nd, Pr, Tb, Dy, Gd, Sm und Ce) • Siliciummetall • Titanmetall • Wolfram